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Gehörlosigkeit - gehörlos oder taub?

Definition und Abgrenzung des Begriffs „Gehörlos“ bzw. „Taub“

Das Wort Gehörlosigkeit bezeichnet laut Wikipedia das vollständige oder weitgehende Fehlen des Gehörs bei Menschen. Der Ausdruck wurde schon im 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum verwendet. Heute steht er oft für Taubheit. Taubheit kann nur auf einem Ohr oder beidseitig vorkommen. Von Gehörlosigkeit kann natürlich nur bei einer bilateralen Taubheit gesprochen werden. Wer nicht hören konnte, konnte auch das Sprechen nur schwer erlernen.

Daher galten Gehörlose jahrhundertelang als „Taubstumm“. Das Wort gehörlos entstand erst nach der Einführung der allgemeinen Schulbildung für taube Kinder im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts als Bezeichnung für einen Taubstummen. Taubstumme wurden durch pädagogische Bemühungen und gezielte Sprecherziehung „entstummt“. Taube Kinder, taube Schulentlassene und taube Erwachsene wurden als „Gehörlose“ bezeichnet. Gehörlose sind nicht taubstumm! Nichtsdestotrotz werden in der Öffentlichkeit Gehörlose oft als „Taubstumme“ bezeichnet. Dies kann man sowohl in den Medien, als auch bei Umfragen in der Bevölkerung beobachten. Der veraltete Begriff „Taubstumm“ beinhaltet verschiedene Aspekte, die von Gehörlosen als diskriminierend empfunden werden:

Erstens:

Das Wort „Stumm“ lässt sich etymologisch von dem Wort „Dumm“ herleiten – in früheren Jahrhunderten wurden den Gehörlosen keinerlei Rechte zugestanden, weil man sie für bildungsunfähig hielt. Ein fataler Irrtum! Heute ist eindeutig erwiesen, dass keine Abhängigkeit zwischen Gehörlosigkeit und intellektuellen Fähigkeiten besteht. Der irreführende Begriff „Taubstumm“ hat sich überlebt.

Zweitens:

Kein Gehörloser ist tatsächlich stumm. Jeder Gehörlose kann sprechen oder kommunizieren – sei es verbal, sei es schriftlich oder mit der Gebärdensprache.

Drittens und das wichtigste:

Das Wort „Gehörlos“ bzw. „Taub“ steht für ein neues Selbstverständnis: Gehörlose bzw. taube Menschen fühlen sich nicht als Behinderte, sondern durch ihre Sprache – die Deutsche Gebärdensprache – als sprachliche Minderheit. Sie fordern ihre Gleichstellung in unserer Gesellschaft und die allgemeine Anerkennung der Deutschen Gebärd